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»Hamburgs bestes Fotobuch: ›Der Hafen‹ von Rolf Tietgens«, Lichtbildervortrag von Dr. Roland Jaeger

»Hamburgs bestes Fotobuch: ›Der Hafen‹ von Rolf Tietgens«, Lichtbildervortrag von Dr. Roland Jaeger

Was macht ein Fotobuch besonders, vielleicht sogar zum besten einer Stadt oder eines Bildthemas? Dieser Frage wird anhand des 1939 von dem Hamburger Fotografen Rolf Tietgens (1911–1984) veröffentlichten Fotobuchs Der Hafen nachgegangen. Dazu gehört ein Rückblick auf die zahlreichen fotoillustrierten Publikationen zum Hamburger Hafen seit den 1880er Jahren. Sie reichen von künstlerischen Mappenwerken über touristische Ansichtenalben bis hin zu fotografischen Bildbänden. Das Hafen-Buch von Tietgens steht also in einer motivischen Tradition, hebt sich von dieser jedoch durch seine fotografische Sichtweise und filmische Bildregie ab. Dies gilt umso mehr angesichts des Erscheinungsjahres 1939. Denn Tietgens knüpft mit seinen Hafen-Aufnahmen an die Neue Sachlichkeit der 1920er Jahre an, allerdings nicht als kühler Dokumentarist, sondern als „Poet mit der Kamera“.

Im Vortrag geht es daher auch um die Einordnung seines Hafen-Buches in die Entwicklung fotografischer Auffassungen in den 1920er und 1930er Jahren. Dabei kommt der ebenfalls aus Hamburg stammende Fotograf Alfred Ehrhardt ins Spiel, der damals ähnliche Bildwelten wie Tietgens in den Blick genommen hat. Außerdem ging Ehrhardts Fotobuch Das Watt (1937) im Hamburger Verlag Heinrich Ellermann dem dort erschienenen Hafen-Buch von Tietgens voraus. Im Unterschied zu Ehrhardts Werk haben sich Tietgens‘ Hafen-Aufnahmen aber nicht erhalten, weder als vintage prints, noch als Negative. Das Buch Der Hafen ist also nicht zuletzt ein Dokument der gedruckten Fotografie – und wird daher in der Ausstellung Alfred Ehrhardt & Rolf Tietgens: Hamburger Hafen und Norddeutsche Küste auch als solches präsentiert.

Dr. Roland Jaeger, Kunst-, Architektur- und Fotohistoriker in Hamburg und Berlin. Autor zahlreicher Bücher und Beiträge zur Architektur, Fotografie und Gebrauchsgrafik der 1920er-Jahre, zur Buch- und Verlagsgeschichte sowie zum deutschsprachigen Exil in den USA. Er ist Herausgeber (zusammen mit Manfred Heiting) des zweibändigen Standardwerks Autopsie. Deutschsprachige Fotobücher 1918 bis 1945 (2012 und 2014) und vom Index zum fotografischen Jahrbuch Das Deutsche Lichtbild 1927–1938 (2013) sowie Autor des Fotobuchs Foto-Auge Fritz Block. Neue Fotografie – Moderne Farbdias (2018).

Eintritt frei. Wir bitten um Voranmeldung unter: info@aestiftung.de