Ausstellung

Harold Edgerton: Photographs from the Gerd Sander Collection

Harold Edgerton: Photographs from the Gerd Sander Collection

„Ich bin Elektroingenieur, arbeite mit Blitzlicht und Schaltkreisen und stelle nützliche Dinge her.“ Mit diesem ebenso handfest wie bescheiden formulierten Understatement reagierte Harold Eugene Edgerton (1903 – 1990) einst auf die Frage, wie er seine Tätigkeit definiere. Während seiner mehr als sechs Jahrzehnte umspannenden Arbeit am Massachusetts Institute of Technology, kurz MIT, wirkte er als Ingenieur, Pädagoge, Forscher, Unternehmer – und als äußerst innovativer Fotograf, der mit der Entwicklung des modernen Elektronenblitzes sein Medium revolutionierte und mit seinen sensationellen Hochgeschwindigkeitsaufnahmen einige der berühmtesten fotografischen Bilder des 20. Jahrhunderts schuf: Die feingliedrige Krone, die von einem in Milch fallenden Tropfen erzeugt wird (Coronet, 1936 und Milk Drop Coronet, 1957), das Projektil, das einen Apfel durchschlägt (Shooting the Apple, 1964), der Tennisspieler, dessen Bewegungsablauf beim Aufschlag in zahlreichen Einzelmomenten sichtbar wird (Gussie Moran, 1949) – sie alle gehören heute fest zum Kanon der Fotogeschichte.

Jene Phänomene sichtbar zu machen, die dem menschlichen Auge aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit sonst verborgen bleiben, darin bestand das Anliegen des Fotografen Edgerton – oder „Papa Flash“, wie ihn sein langjähriger Kooperationspartner, der Tiefseeforscher Jacques-Yves Cousteau, nannte. Kommen in Edgertons Aufnahmen sein wissenschaftlicher Entdeckergeist und sein untrügliches Gespür für Bildästhetik gleichermaßen zum Tragen, so wurden sie früh nicht nur im wissenschaftlichen Kontext, sondern auch in populären Zeitschriften wie dem Life Magazin publiziert. Darüber hinaus fanden sie aufgrund ihrer visuellen Ausdruckskraft schnell ihren Weg in museale Ausstellungen und Sammlungen. Bereits 1937 präsentierte Beaumont Newhall sechs seiner Werke im New Yorker Museum of Modern Art – eine Präsentation, der viele weitere in diesem und anderen Museen und Galerien weltweit folgen sollten.

Die nun in der Galerie Julian Sander ausgestellten Fotografien, zu denen kleinformatigere Vintage-Abzüge unbekannterer Motive in Schwarz-Weiß ebenso gehören wie später entstandene, farbintensive Dye Tranfer Prints seiner bekanntesten Bilder, stammen in weiten Teilen aus dem Nachlass Gerd Sanders. Seit den späten 1970er Jahren arbeitete seine Galerie eng mit dem Fotografen bzw. mit Gus Kayafas zusammen, einem Freund und ehemaligen Studenten des „Doc“, der nicht nur für die Erstellung der Abzüge zuständig war, sondern darüber hinaus mit der Herausgabe der Portfolios sowie der Organisation der Ausstellungstätigkeit betraut war und damit ganz wesentlich zur Etablierung Edgertons in der Kunstwelt beitrug.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.