Talk

Podiumsdiskussion: Bilder unter Verdacht Forensische Lektüren und Rhetoriken der Evidenz

Podiumsdiskussion: Bilder unter Verdacht Forensische Lektüren und Rhetoriken der Evidenz

Diskutant*innen: Katja Müller-Helle, Silvia Sasse, Steffen Siegel, Roland Meyer, Anja Schürmann

Wahr oder falsch, manipuliert oder gänzlich KI-generiert – kaum ein Bild zirkuliert heute in den sozialen Medien, ohne den Verdacht der Täuschung auf sich zu ziehen. Mit den gestiegenen Möglichkeiten digitaler Bildproduktion und -bearbeitung hat sich unser Blick auf Bilder verschoben: Immer häufiger richtet er sich auf verdächtige Details und sucht nach Spuren der Manipulation. Wie verändern solche forensischen Lektüren unsere digitale Bildkultur?

Die Faszination für den forensischen Blick vereint gegenwärtig künstlerische Projekte, journalistische Formate wie populäre Social-Media-Praktiken – verspricht er doch, der Wahrheit hinter der täuschenden Oberfläche der Bilder auf die Spur zu kommen. Doch dieses Wahrheitsversprechen kann selbst für Manipulationsversuche genutzt werden, etwa, wie Sylvia Sasse gezeigt hat, in der aktuellen russischen Kriegspropaganda. Ebenso allerdings kann Bildforensik, verstanden als kritische Analyse der materiellen Bedingungen von Bildlichkeit, die Bildwissenschaft methodisch bereichern, wie Steffen Siegel argumentiert hat.

Mit ihnen diskutieren Katja Müller-Helle, Leiterin der Forschungsstelle „Das Technische Bild“ (HU Berlin), Roland Meyer vom Bochumer SFB „Virtuelle Lebenswelten“ und Anja Schürmann am KWI die Rhetoriken der Evidenz, die in forensischen und pseudoforensischen Lektüren am Werk sind. Anhand konkreter Bildbeispiele geht es um die Frage, was in der Suche nach bildlicher Wahrheit sichtbar wird und was dabei auch unsichtbar gemacht wird, welche Affekte die scheinbar so emotionslose Suche nach visuellen Indizien mobilisiert und wo die Grenzen und blinden Flecke des forensischen Blicks liegen.